Blattkritik: 101 Digitale Köpfe NRW / Edition 01

Es kommt im Charm einer klassischen IHK Mittelstandszeitschrift daher: Das neue Magazin des Medienhauses DuMont Rheinland, das 101 Digitale Köpfe aus NRW vorstellt. Doch für wen ist das Blatt gemacht, was soll es bewegen und sind es wirklich 101 Köpfe? In meiner Blattkritik habe ich für euch nachgezählt.

Einsnnulleins digitale Köpfe sind es tatsächlich. Eigentlich aber Einsnullvier, zählt man den Kopf von Philipp M. Froben, Geschäftsführer des Medienhauses DuMont Rheinland, den Kopf von Prof. Dr. Tobias Kollmann, Beauftrager Digitale Wirtschaft NRW und den Kopf von Garrelt Duin, Wirtschaftsminister NRW dazu. Eigentlich muss man diese unbedingt mitzählen, denn ohne diese Köpfe, gäbe es das vorliegende Magazin nicht, von dem ich zu Beginn des Durchblätterns noch nicht so recht weiß, was es eigentlich soll. Was die im Magazin als erstes erscheinenden Köpfe aber sollen, ist glasklar: Einer druckt, einer bringt die Akteure zueinander und der andere hält den Kopf hin und bezahlt.

Die Fakten

101 Köpfe werden auf 16 doppelseitigen, 45 einseitigen Artikeln und 40 Kurzinterviews vorgestellt. Das Magazin enthält 6 Anzeigen, eine ist eine Eigenanzeige von DuMont, der Rest immer auch in Verbindung mit eine der 101 Personen zu bringen. Das Magazin macht einen haptisch soliden Eindruck. Der Rücken ist geklebt, die 50 Blatt in dickerem Hochglanzpapier eingeschlagen. Die Typographie ist sauber und trotz leichten Glanzes im Heft lesbar. Die Bilder sind qualitativ hochwertig. Der Anschnitt ist sauber und selbst nach mehrstündigem Lesen und Blättern macht das Magazin noch einen guten Eindruck und fällt nicht auseinander. Es kostet 4,90€ und soll in größeren Kiosken und Buchhandlungen, sowie in den Bahnhöfen ausliegen. Wer am 14. Dezember bereits ein Magazin suchte, tat das eventuell vergeblich. Jetzt ist es aber definitiv über die Bahnhofsbuchhandlungen zu beziehen.

Leider nur auf Papier: 101 Digitale Köpfe NRW - Edition 1

Leider nur auf Papier:  Auch als epaper verfügbar: 101 Digitale Köpfe NRW – Edition 1

Die Köpfe

101 Persönlichkeiten aus NRW wurden hier gesammelt. Erster Eindruck: Die üblichen Verdächtigen sind da, als Insider erkennt man sie sofort. Das Magazin ist eigentlich alphabetisch sortiert. Den Tom Bachem haben sie aber als Start vorgezogen. Das mag daran liegen, das er Deutschlands größten Bundesverband für Startups repräsentiert und er dafür eine Doppelseite bekommen hat. Das macht zum Start des Magazines mehr her als Till Achinger auf einer halben Seite. Der kommt allerdings als nächstes und wäre mit seinem Kaffeestartup sonntagmorgen.com zumindest koffeintechnisch ein ähnlich guter Einstieg gewesen. Mit Kaffee bekommt man jeden.

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Für jemanden, der sich im Umfeld der Startup-Szene und der Digitalisierung herumtreibt gibt es inhaltlich nur wenige Überraschungen. Das Magazin sammelt aber zuverlässig alle, die in dem Bereich aktiv sind: Verbände wie den Web de Cologne oder die Düsseldorfer Digitale Stadt, Die IHK ebenso wie Forschungsinstitute und Gründerzentren wie das Startercenter oder das Gründerzentrum der RWTH Aachen. Berater, Coworkingspaces und VC Gesellschaften. Und natürlich eine Menge Unternehmen und Startups, Organisatoren von Events, die in der Region von sich reden machen. Man blättert so durch das Magazin und kommt an allem durcheinandergewürfelt vorbei.

Eine kleine Überraschung

Zu den auffälligsten Artikeln gehören sicher die doppelseitigen. Manchmal mit zwei Bildern, erhalten hier die Köpfe genug Platz, um entweder in 5 Fragen oder zu Stichworten ausführlicher zu werden. Da gibt es zum Beispiel Cornelia Binder von der Initiative Digitale Stadt Düsseldorf, für die die Vernetzung zwischen Innovation und Mittelstand sehr wichtig ist. Stefanie Kemp von RWE IT sieht den Spagat zwischen Regulierung und möglichen digitalen Produkten als Herausforderung, lobt zudem den Standort, hat aber auch klare Forderungen, in denen wir uns mehr am Silicon Valley orientieren sollten. Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow von der Uni Paderborn kritisiert das NRW-Hochschulzukunftsgesetz, das Unternehmergeist aus den Hochschulen herausnehme. Insgesamt stellt man schnell fest: Die Köpfe nutzen ihren Platz im Heft mit Köpfchen. Sie platzieren wofür sie stehen, sind aber zu 80% auch kritisch gegenüber dem aktuellen Status Quo. Tenor: Uns geht es gut, aber es muss sich deutlich mehr bewegen! Das war für mich überraschend.

Irritierend: Der Name des Kopfes wirkt als wäre er der Autor des Textes. Gewollt?

Irritierend: Der Name des Kopfes wirkt als wäre er der Autor des Textes. Gewollt?

Die einseitigen Artikel sind inhaltlich ähnlich, aber kompakter. Die Kurzinterviews mit den immer gleichen Fragen werden nicht langweilig und geben einen Hinweis, was noch getan werden muss. Ingesamt wirken die Fragen konstruktiver, als das Magazin zunächst erwarten ließe. Ein Punkt für die Redakteure.

Zielgruppe: Wer kann das nur sein?

Wer zunächst vermutet, das es bei „101 Digitale Köpfe NRW“ um die digitale Nabelschau NRWs handelt, liegt dabei nicht falsch. Es ist eine Nabelschau und das Magazin bemüht sich nicht, das zu verschleiern. Damit ist es für Szene-Insider weniger wahrscheinlich – obwohl nicht unmöglich – eine Entdeckung zu machen, wie für den, der sich bisher noch wenig mit Digitalisierung in NRW beschäftigt hat. Für den öffnet sich eine komplette Welt: Neue Köpfe, neue Services und ein komplettes Ökosystem. Und das könnte ihn vermutlich erschlagen. Gemeint ist der Mittelstand, der sich durch das Design und Aufmachung angesprochen gefühlt dürfte. Gut: Inhaltlich ist es in weiten Teilen eben keine weichgespülte NRW-PR, sondern durchaus interessanter Lesestoff auch für Insider und solche, die sich mit der Infrastruktur beschäftigen. Schlecht: Es gibt keinen verbindenden Artikel, sondern nur die beiden Vorwörter, die allerdings entweder politisch unglaubhaft (Wir wollen die besten in Deutschland sein), oder einfach nur oberflächlich sind. Hier bedarf es der Einordnung, was denn nun los ist, wo wir stehen und inwiefern dieses Heft nun hilfreich sein kann.


Allerdings wirkt hier das Layout streckenweise überfordert. 101 Köpfe werden hier alphabetisch aneinander gereiht. Inhaltlich gibt es keine Struktur. Zu wünschen wären aber in der Tat Labels, die klar kennzeichnen, wer nun in welchem Bereich ist: E-Commerce, Rechtsberatung oder Coworking? Wer die Titel der Artikel liest, der findet das schon raus. Ein übersichtlicheres Inhaltsvezeichnis hätte das Magazin aber zu einem tauglichen Nachschlagewerk werden lassen können. So muss man hoffen, das der Leser aufgrund der 4,90 € Investition genug explorativen Ehrgeiz entwickelt, um sich durch die 100 Seiten zu wühlen und das Richtige für sich herauszusuchen. Wenn er denn die Zeit dafür hat. Ganz bestimmt eine tolle Aufgabe für die Assistentin.

Alphabetisch ist nicht genug, eine inhaltliche Struktur würde das Magazin zu einem Nachschlagewerk für Themen machen.

Alphabetisch ist nicht genug, eine inhaltliche Struktur würde das Magazin zu einem Nachschlagewerk für Themen machen.

Das Cover mit Nullen und Einsen zu „digitalisieren“ ist keine Meisterleistung, liegt aber aufgrund des Titels nahe. Das modische NRW-Farbkarusell in Rot-Grün-Weiß durchzieht das ganze Heft und ist am Ende dann doch etwas langweilig. Ob es hier mehr gebraucht hätte, ist fragwürdig, schließlich ist meiner Meinung nach der noch zu digitalisierende Mittelstand Hauptzielgruppe. Der IHK-Magazin-Style ist eben gelernt.

Fazit

Eine gute erste Ausgabe mit Schwächen im Layout, die man digital Interessierten empfehlen kann. Was ich mich allerdings frage: Was will man in die zweite Ausgabe packen?

Weiterführende Links

DuMont Mediengruppe: „101 Digitale Köpfe NRW“: Neues Magazin des Medienhauses DuMont Rheinland

Kölner-Stadtanzeiger Kiosk: 101 Digitale Köpfe (Ausgabe: 1 – 2015, epaper)

Webseite: The Hundert

Coypright des hier verwendeten Titels liegt bei DuMont Rheinland GmbH

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