Ursprünglich wollte ich darüber gar nicht bloggen. Ich war privat da, sozusagen. Auf einer Buchvorstellung in der Stadtbibliothek in Köln. Constanze Kunz stellte ihr Buch „Die Datenfresser“ vor, das sie zusammen mit Frank Rieger geschrieben hat. Der war leider krank und konnte nicht kommen. Dem Publikum war es egal, denn Constanze faszinierte. So kam es, dass das Publikum verblüfft war wie schnell der Abend vergangen ist.
Warum aber blogge ich trotzdem? Dazu muss man wissen um was es in dem Buch geht. Es geht um die Datenkraken des Netzs und wie Firmen wie Facebook und Co unsere Daten verwenden um Geld zu machen. Es ist das klassische Aufklärungsbuch für die sogenannte Post-Privacy Epoche. Vor dem aber will uns das Buch warnen und sagt zugleich: Ihr habt die Wahl. Durch euer Komsumverhalten. Durch Politik.
Constanze also sitzt vorne, neben ihm der Moderator von Zeitonline, der advocatus diaboli spielt und kurze, provokante Fragen stellt, die Constanze gerne aufnimmt. Eigentlich ist sie eine dankbare Gesprächspartnerin, denn sie braucht nur Stichworte, um viel darüber erzählen zu können.
Aber ich habe schon zu weit vorgegriffen. Noch bin ich zu Hause und überlege mir, ob ich meine 5 Tage alte Spiegelreflexkamera mitnehmen soll. Eine gute Gelegenheit wäre es schon. Ich packe sie also ein und mache mich auf den Weg. Als ich ankomme und meine Eintrittskarte löse, frage ich, ob es ok ist, das ich fotografiere. Die Dame an der Kasse weiß es nicht, aber später bekomme ich das OK. Als der Abend beginnt stehe ich auf und mache Bilder. Constanze erzählt und das Publikum reagiert auf sie deutlich. Lacher, Zwischenfragen, hin und wieder wird geflüstert.
Schließlich eröffnet der Moderator die Fragerunde und es gibt verschiedene Fragen zum Datenverhalten beim Anmelden. Zur Frage was man denn tun solle, wenn bei der Anmeldung zu einem Dienst nach dem Geburtstag gefragt werde, obwohl das gar nicht für den Dienst nötig sei, antwortet Constanze frech, das sie keine Skrupel habe in so einem Fall falsche Daten anzugeben. Das Publik lacht erleichtert. Mit solchen Antworten schafft Constanze es immer wieder die Runde aufzulockern und betont zudem, das sie nichts verteufeln will. Bestimmte Dienste haben durchaus ihre sinnvolle Funktionalität, sagt sie sinngemäß. Es komme aber darauf an immer wieder zu überprüfen wo ich welche Daten angebe und wie mein Verhalten mit dem Dienst ist.
Weitere Fragen führen schließlich zum Ende der Veranstaltung, die der Moderator auf – besonders für mich frischen Fotografen – überraschende Weise pointiert. Er fragt nämlich das Publikum, ob ihnen aufgefallen sei, dass heute Abend fotografiert wurde und zwar auch das Publikum. Schließlich muss ich mich bereiterklären keine Bilder vom Publikum zu verwenden, sondern nur von Constanze. Ein perfekter Abschluss, der den Gästen des Abends die Problematik klar macht. Chapeau!
Wenn auch nicht geplant, hat das Publikum und der Fotograf eine schöne Lektion gelernt. Ich ließ es mir nicht nehmen nach der Veranstaltung noch da zu bleiben und nicht gleich abzuzischen. Eine Dame mit wallend-weißem Haar nutzte die Gelegenheit auch und beschwerte sich über das Klicken der Kamera beim Moderator. Dieser nahm mich aber in den Schutz, in dem er sagte, das Kameras das tun auf solchen Veranstaltungen. Constanze schien die Situation genossen zu haben und war gelöst und hungrig nach der Veranstaltung.
Ich freu mich schon, wenn das Buch endlich im Briefkasten ist, dann schau ich mal wieviel Frank Rieger im Buch steckt.
Zeit.de: Die Datenfresser
Vielen Dank für den Tip, habe das Buch auch auf meine Buchliste getan. 🙂