In der aktuellen Debatte um das Web, fehlt mir ganz klar eine Sache: Nämlich das viele Menschen vom Web leben, und das es immer mehr werden.
Gerade die Herrschaften vom Wired Magazin beziehen sich all zu sehr auf sich ändernde Verhältnisse innerhalb des Webs, um etwas über das Web auszusagen. Für eine Beurteilung der wirklichen Situation halte ich allerdings die Arbeitsmarktsituation für unumgänglich, hier am Beispiel der deutschen Wirtschaft.
Ganz klar: Apps sind zumeist im Web, dem Internet. Zwischen Web und Internet einen Unterschied zu machen, bietet sich noch nicht mal als Gedankenexperiment an, weil es im Grunde das gleiche Wort ist. Besonders im Deutschen fällt einem sowas auf, in dem Web und Netz sich sehr nahe liegen.
Schön zusammengefasst hat das der Kommentar von idiganalytics | 09/13/10 | 10:50 am des besagten Weired Artikels (vielleicht der Autor selbst?):
None of us can get to anything on the internet without addressable points (URIs, URLs) and a way to view content, whether words or video (HTML)
Und wenn man die eigene Grafik des Weired ansieht, dürfte einem auffallen, das nicht zuletzt aufgrund steigenden (pornografischen) Videoaufkommens das Web sogar wächst. Man mag das gut oder schlecht finden. Aber technisch gesehen widerspricht sich der Artikel schon hier, geht man von der Prämisse aus, dass das Internet der Apps das Gleiche ist wie das der Desktop-Pcs und dem klassichen Browser (Spiel).
Am Beispiel des deutschen Arbeitsmarktes lässt sich noch eine andere Tendenz ausmachen: Während die Umsätze mit Hardware aufgrund halbierter Preise fallen, steigen sie mit Hilfe sogenannter „Embedded Systems“ (Wikipedia).
Embedded Systems sind die Hidden Champions der Computer-Industrie.
Meint Peter Ilg. 98% aller produzierten Chips gehen in solche eingebetteten System und die Datenkonnektivität insebesondere mit dem Internetz nimt deutlich zu. Die deutsche Wirtschaft erwartet hier ein Wachstum von 2,4 Prozent.
Software und IT-Services sorgen zudem für einen jährlichen Anstieg der Beschäftigten in der IT-Branche und die Universitäten registrieren ein gestiegenes Interesse am Informatik Studium. Hier wird meines Erachtens etwas dafür getan, das mehr Menschen in Lohn und Brot kommen. Das die Branche hier wächst hängt nicht nur mit dem aktuellen Aufschwung zusammen. Während der Krise waren es eben diese Bereiche, die uns über die Krise gut hinweg geholfen haben.
Chris Anderson und Michael Wolff bedauern die Tendenz vom klassischen Desktop weg, hin in die mobile Welt und sehen das als den Tod des Webs. Aber genau hier sehe ich den Unterschied. Denn was den User weg von der Flimmerkiste zieht, hinaus in die freie Wildbahn, unter Menschen, wo er immer noch mobil verbunden ist, mit Hilfe sozialisierender Apps, mobiler Navigation und einem Fahrzeug mit eingebettetem System, kann so schlecht nicht sein.
Over the past few years, one of the most important shifts in the digital world has been the move from the wide-open Web to semiclosed platforms that use the Internet for transport but not the browser for display
Das Argument vom geöffneten zum halboffenen System lasse ich zwar gelten. Aber nur insofern, als das es das Netz der breiten Masse zur Verfügung gestellt, die nicht erst einen Computerarbeitsplatz einrichten müssen, um im Netz zu sein. Die Usability hat sich enorm verbessert. Und auch wenn die klassische (und mühsame) Browserarbeit weniger werden wird, wird sie nie sterben. Es wurde lediglich eine neue Ebene hinzu gefügt.
Wie man sieht hat selbst das Netz dem Fernsehen nicht den garaus machen können. Ganz im Gegenteil: Es belebt ihn gerade wieder neu.
Und so ist auch das Mobilisierende und Sozialisierende nicht das Ende des Webs, sondern eine weitere Facette einer Erfolgstechnologie, die sich in eine weitere Branche ausweitet. Das darunter Statistiken leiden und mit ihnen ihre emotionalen Trabanten, kann ich verstehen. Besonders wenn man um sich herum ein hierzulande traditionell verwendetetes Wort der Volksverdummung aus der Mottenkiste ziehen wollte. Hier recherchiert, informiert und programmiert keine gehobene Computerklasse, sondern das Volk stupst sich an, liked sich und verlinkt sich gegenseitig auf geogetaggten Partybildern.
Vielmehr wäre der Anteil der Pornografie diskussionswürdig.
Und auch wie mit gerade mal 4 Unternehmen bereits eine Sättigung des Marktes im Bezug auf mobile OS zu Stande kommt und ob da nicht eine stärkere Diversifikation wünschenswert wäre.
Für die Deutschen ist das ein Lehrstück. Nicht die Hardware macht uns reich, sondern die Software. Und die können nur durch ordentlich ausgebildete Fachleute programmiert werden.
50% brechen aber ihr Informatikstudium vorzeitig ab.