Prolog

Wenn wir damals in unserer Schulzeit einen Ausflug mit der Klasse machten, dann war vor allem eines wichtig: Gab es am Zielort einen McDonalds? Dann bekamen wir in unserer schwäbischen Kleinstadt einen eigenen McDonalds und wir hatten das Gefühl, nicht mehr ganz so klein und unwichtig zu sein. Die Provinzträumerei ging in Erfüllung.

Lange hielt dieses Gefühl nicht an. Bis heute gibt es dort gerademal diesen einen McDonalds. Und auch sonst hat sich da nicht viel getan. Die Bedeutung gegenüber umliegender Dörfer ist aber gestiegen.

Für die Kölner Startup-Szene gab es auch schon mal so einen Moment. Damals, als das Betahaus eröffnete. Erinnert ihr euch? Damals eröffnete auch das Clusterhaus, und die Kölner Startup-Szene traf sich auf aus-allen-Nähten-platzenden Startup Breakfasts. Damals entstand AdBlock Plus im Betahaus, stellte ich Nerdhub vor, fand das erste Startup-Weekend statt. Dann war es aus mit dem Betahaus. Doch der Zug war schon in voller Fahrt. Der Startplatz, heute NRWs Startup-Hotspot Nummer 1, eröffnete in Köln und seit damals hat sich die Anzahl der Coworkingspaces vervielfacht. Man könnte sagen: Wir haben den Hype sinnvoll genutzt, auch wenn der Auslöser es nicht überlebt hat.


Neubau am Friesenplatz wird erster WeWork-Standort in NRW

Zweimal WeWork für Köln

Im September dieses Jahres ist es endlich so weit: WeWork eröffnet am Friesenplatz die erste Filiale in NRW. Endlich, denn WeWork gibt es schon 17 Mal in Deutschland. Anfang 2020 soll dann eine zweite Filiale am Rudolfplatz eröffnen.

So viele WeWork-Fillialen gibt es in Deutschland

  • Berlin: 9 Filialen
  • Hamburg: 3 Filialen
  • Frankfurt: 2 Filialen
  • München: 3 Filialen

So funktioniert Arbeiten bei WeWork

Im Angebot stehen sowohl verschiedene Coworking-Varianten mit einem Flexdesk, der bei WeWork Hot Desk (150€) heißt und einem Fixdesk, der Eigener Schreibtisch (250€) heißt. Die privaten Büros fangen bei 470€ an und das Angebot reicht über ganze Etagen bis zum „HQ by WeWork“, bei dem WeWork einen separaten Standort anmietet und nur für die eigene Firma einrichtet und betreibt. Getränke und alles was man an Infrastruktur braucht, sind inklusive und beinhaltet unter anderem eine Bierflatrate. Wie genau die Preise und Verfügbarkeiten in Köln sein werden, ist noch nicht bekannt. Was man aber von anderen Standorten vernehmen kann, ist, dass die Verfügbarkeit von Plätzen im Coworkingbereich eher knapp sein soll. Verständlich, wenn man weiß, dass sich damit nicht wirklich Geld machen lässt. Dennoch ist Kritik an WeWork gerechtfertig. Das Prinzip Coworking ist hier maximal skalliert, der Community-Gedanken maximal industrialisiert. Schön: Wer ein Event im Space organisieren will, muss das Event allen WeWork-Mitgliedern kostenlos zur Verfügung stellen.

Internationale Sichtbarkeit für den Standort

Köln ist mit seiner eigenen WeWork Dependance im internationalen Netzwerk von WeWork sichtbar. Sprich: Köln taucht auf der Webseite auf und in der WeWork-App, einem Netzwerk mit knapp 250.000 Mitgliedern. Wenn sich Unternehmen dann fragen „Soll ich nach Köln?“, dann wird WeWork mit seiner Marke ein weiterer Grund sein Ja zu sagen. Denn WeWork hat sich, ähnlich wie McDonalds, zu einer internationalen Marke etabliert, die für Coworking und NewWork steht, wie kaum ein anderes Unternehmen.

Dabei bietet sich die Analogie zu McDonalds geradezu an:

Eigentlich sind wir ja ein Immobilien-Unternehmen. Der einzige Grund, warum wir Hamburger verkaufen, ist die Tatsache, dass diese am meisten Gewinn abwerfen, von dem unsere Restaurantbesitzer uns Miete zahlen können

Harry J. Sonneborne, Mitgründer MCDonalds

Auch das Geschäftsmodell von WeWork ist ein Immobiliengeschäft. Sei es, das sie die Gebäude sehr langfristig mieten und dadurch niedrige Kosten haben, oder dass sie die Gebäude ganz kaufen. Das Konzept Coworking sorgt einfach dafür, dass die Mieter erfolgreich sein können und sich die im Vergleich zu anderen Coworkingspace-Anbietern hohen Mieten auch leisten können. Oder wie es Michael Seemann in seinem Artikel über WeWork vom Juli 2018 schreibt: „Für Startups ist WeWork wie die Amazon-Cloud für das Büro: flexibel, professionell gemanagt und vor allem skalierbar.“ Startups stellen dabei nur einen kleinen Teil der Mieter dar. Das flexible Modell haben längst auch der Mittelstand und Konzerne entdeckt.

WeWork ist der global größte Player auf einem Markt, dessen einzige Grenze die Verfügbarkeit von Immobilien zu sein scheint. Das mag auch der Grund sein, warum es so lange mit Köln gedauert hat. Obwohl ich immer wieder aus unterschiedlichen Richtungen Hinweise bekommen habe, dass es bald auch mit Köln so weit sein könnte, rechnete ich jederzeit damit, dass Düsseldorf mit seiner höherwertigen Immobiliensituation den ersten Space des mit fast 50 Milliarden Dollar bewerteten Konzerns in NRW bekommen wird. Gut für Köln, dass es so nicht gekommen sind. Mich würde tatsächlich interessieren, ob das mehr Glück als Verstand war. Immerhin haben die Düsseldorfer uns einen funktionierenden Digital Hub voraus.

Noch mehr neue Spaces

Die Ankündigung von WeWork tut gut, denn erst Ende letzten Jahres mussten Solution Space und Clusterhaus schließen. Doch das sollte nicht die einzige Meldung bleiben. The Ship, die Firmenzentrale der Kölner Rucksack-Firma Fond of nimmt in Bickendorf Gestalt an. Der Eröffnungstermin des „modernsten Bürogebäudes Deutschlands“, dass auch Coworkingspace, Teambüros, Fitnessstudio und Bistro beinhalten soll, wurde zwar mittlerweile von Ende 2019 auf Anfang 2020 verschoben. Die Wasserstandsmeldungen, die man von Fond of zu hören bekommt, bleiben aber positiv.

Ich berichtete: „The Ship und das Ende zweier Startup-Häuser

Sicher ist mittlerweile auch: Es wird erst mal keinen neuen Solution Space geben. Dafür wird Stefanie Weidner, die den ersten Solution Space bereits 2012 am Brüsseler Platz eröffnete, neben Nils Eiteneyner (New Ventures) das Thema Corporate Acceleration auf dem Acceleration Deck von The Ship verantworten. Die Eröffnung dürfte dann zwischen der ersten Eröffnung von WeWork am Friesenplatz und dem zweiten WeWork am Rudolfplatz liegen. Man darf gespannt sein.

25hours Coworking – designt von Werner Aisslinger

Früher Gerling, heute Hotel, Bar, Coworking, Restaurant. Köln hat eine neue Perle.

Genau gegenüber des mittlerweile geschlossenen Clusterhauses eröffnete bereits am 19. Juli des vergangenen Jahres das 25hours Hotel im spektakulären Rundbau der ehemaligen Gerling-Konzernzentrale. Zusammen mit Studio Aisslinger setzten sie ein innovatives Designkonzept einer utopischen Retroatmosphäre um. Das zeigt sich auch im Coworking-Bereich des Hotels, dass sich in der Lobby befindet und für jedermann jederzeit zugänglich ist.


Dort erwartet den Coworker ein sehr hochwertig eingerichtetes Café, stylisch, mit vielen Steckdosen, unterschiedlichen Bereichen, Telefonboxen, Drucker und einem superschnellen synchronen
Internet mit 120mbit. Da es sich um ein Café handelt, ist der Preis für das Coworking der Verzehr von Kaffee-Spezialitäten und hochwertigem Gebäck, bzw Humus und Sandwiches des im Hause befindlichen Restaurants Neni. Die Verpflegung ist zwar nicht billig, aber der Qualität der Waren, des Services und dem Ambiente angemessen. Cool: Auch Sonntags hat das Café bis 20 Uhr auf. Es öffnet übrigens schon um 6 Uhr Morgens.

Coworking-Café mit grenzenlosem Optimismus

Das Coworking-Café ist nicht nur aufgrund seines spektakulären Gebäudes ein neues Coworking-Highlight in der Domstadt. Star-Designer Werner Aisslinger hat diesem Space seine eigene Note verliehen. Er sagt dazu selbst:

They need to feel they are part of a community in an extremely cool and unusual atmosphere. If the service is right and people can network on a professional business level, then it works.

Werner Aisslinger in „Coworking Cosmos

Ihm gehe es dabei um den blinden Optimismus in der damaligen Zeit, in der alles möglich schien, sagt er der AHGZ. Das ist ihm meiner Meinung nach gelungen. Im 25hours Coworking-Café ist Wohlfühlen, Inspiration und effektives Arbeiten möglich. Dieser Artikel wurde komplett in ihm geschrieben.

Tip: Wer in der Südstadt wohnt und sich nicht den weiten Weg ins Kunibertviertel aufmachen möchte, kann sich mal das neu eröffnete Coffee Fellows am Chlodwigplatz anschauen. Den Besucher erwarten dort mehr Steckdosen und ein besseres WLAN als ich es je in einem Starbucks gesehen habe.

Über den Wolken

In der 29. Etage des Unicenters hat vor kurzem ein kleiner aber bemerkenswerter Space eröffnet. Der Fotograf Achim Lippoth hat sich dort einen architektonischen Traum erfüllt und in einer mehrjährigen Bauphase Wohnungen durch einen Designer-Traum aus Glas und Beton erfüllt.

Ich durfte neulich einen Tag Probesitzen und konnte so den Space erleben. Meiner Meinung nach ist der Space eher weniger für Teams geeignet. Dafür bietet er eine fantastische Aussicht über die Stadt in einer inspirierenden Atmosphäre mit sehr angenehmen Hosts. Es steht ein kleiner Konferenzraum, eine schicke Kaffeeküche, ein Telefonraum und hochwertige Büromöbel zur Verfügung.


Alle Coworkingspaces in NRW findest du auf dieser Map.

2 Comments Der erste WeWork in NRW macht in Köln auf

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