Tag 85 – Das Rad

08:51 Frühstück machen für andere ist fast so toll wie für sich selbst.
Für beide zu machen ist perfekt!

10:49 Raumschiff aufräumen. Der Staubsauger mit dem kleinen Wurmloch drin macht echt Spaß!

19:18 Wie schon letzte Woche versprochen, widme ich mich in den letzten Tagen einzelnen Aspekten meiner Odysse. Heute ist das Rad dran, mit dem ich sage und schreibe 82 mal zur Arbeit gefahren bin. Und auch wieder zurück.

Da ich nicht das Geld für eine Monatskarte aufbringen wollte, und auch unabhängig bleiben wollte, fing ich an durch die zahlreichen Fahrradläden zu schlendern und mir anzuschauen, was es da für Räder zu kaufen gibt.
Immer belächelt, konnte ich ein akzeptables Rad für 90€ finden. Allerdings auch eins für 25€. Obwohl alt und verrostet, machte es einen guten Eindruck. Mir war klar: Wenn ich einen Platten habe, wird das kosten. Und die Wahrscheinlichkeit einen Deffekt zu haben schien mir zwar hoch. Aber solange ich unter 90€ bliebe war es das wert.
Mit einem Rad ausgerüstet startete nich also ins Inselleben.
Technische Einzelheiten:
3 Gänge, Rücktrittbremse, Vorderbremse rechts am Lenker, gefederter Sattel, Gepäckträger, Schutzblech, Klingel, Fahrradständer.
Die Insel ist flach. 3 Gänge waren immer ausreichend. Für den ersten Gang allerdings musste man den Schalthebel gedrückt lassen, was aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kein Problem war. Die Bremsleistung war gut, wenn man beide Bremsen kombinierte. Fehlendes Licht war insofern kein Problem, da meine Route mich stets durch beleuchtete Straßen führte, oder es schon so spät war, das ich so gut wie keinem begegnete.
Obwohl mit einem Fahrradständer ausgestattet, fand ich das Rad oft liegend vor, da er etwas zu kurz war. Konnte ich zu Anfang auch noch die Klingel benutzen, war der Klingelknauf irgendwann einmal abgebrochen. Das muss ziemlich am Anfang passiert sein.
Nicht selten warf der Wind das Rad um, was bei dem starken Wind absolut möglich ist.
Den Gepäckträger brauchte ich eigentlich nur zu Anfang, als es noch warm genug war Baden zu gehen, und ich das Handtuch einspannte, oder die Jacke, die ich am Abend brauchen würde.
Im Laufe der Zeit gewöhnte ich mich an das Rad und seine Eigentheiten und wurde recht flink damit. Doch zu Anfang plagten mich Beinschmerzen, denn ich war das Radfahren, aber auch die harte Arbeit, nicht gewohnt. Als ich mich dann daran gewöhnt hatte, machten sich die Knie bemerkbar. Meine Vermutung ist, dadurch, dass ich ein wenig zu groß für das Rad bin, hatten meine Knie zu leiden und wurden mehr beansprucht als normal.
Schließlich kam der Tag des ersten Platten. Der ereignete sich auf dem Weg zur Arbeit, was mich in eine etwas stressige Situation versetzte. Denn zu spät kommen ist nicht meine Art. Ich schob also das Rad und versuchte herauszufinden, wo ich das Rad günstig reparieren lassen konnte. Der Hausmeister erzählte mir dann von einem Fahrradverleih, der auch einfache Reperaturen durchführt. Damit war das erste Problem gelöst, aber auch die erste Reperatur gezahlt.
Ein paar Tage später kam dann gleich der zweite Platten, diesmal am Hinterreifen. Wieder brachte ich es zur Reperatur, wurde aber gleich vorgewarnt, das aufgrund des abgefahrenen Mantels ein weiterer Platten durchaus möglich ist. Und prompt hatte ich zwei Tage später einen dritten Platten, was daran lag, das ich in der Dunkelheit in ein richtig tiefes Schlagloch fuhr.
Ein neuer Mantel und der dritte Schlauch brachten mich dann auf eine Gesamtrechnung von 80€! Noch 10€ unter dem Limit!
Doch was soll ich sagen, natürlich kam noch etwas. Die Kette rasselte laut und ich ließ danach schauen. Allerdings gab es die Wartung umsonst, die ich aber mit 4 Fischbrötchen auslöste.
Mit dem Rad fuhr ich nicht nur zur Arbeit, sondern auch in die Stadt zum Kaffeetrinken, einkaufen, Friseur und zur Promenade. Ohne das Rad hätte ich viel meiner wertvollen Freizeit mit Gehen verbracht.
Einmal wurde ich in der Fußgängerzone von einem Beamten des Ordnungsamtes aufgehalten, der mir beinahe ein Knöllchen gab. Seit dem hielt ich immer ausschau nach Männern mit schwarzen Poloshirts.
Die Insel ist eine Fahrradinsel, was man auch an den vielen vielen Rädern und Fahrradständern sieht. Die Gehwege sind eigentlich keine Gehwege sondern Fahrradweg. Den Fußgängern überlässt man nur einen schmalen Streifen. Überall stehen uralte Räder mit Platten, einfach festgemacht und verlassen. Es fahren auch alle mit einem Rad, aber nur wenige haben wirklich tolle Räder, was daran liegen mag, das der der salzige Wind und das Wetter sich dermaßen am Lack zu schaffen machen, das eigentlich jedes Rad nach kurzer Zeit rostet.
Die Benutzung der Klingel gehört dabei ebenso dazu wie die Benutzung der Hube, wenn man in Italien Auto fährt. Fußgänger müssen weichen. Die Räder haben die Herrschaft über die Straße!

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