Während ich auf Sylt war, gab es nicht nur viele private Dinge, die mich beschäftigt haben. Es gab auch ein Ereignis, das alle Insulaner wach gehalten hat. Denn wer schlief drohte verbrannt zu werden.
„Der Feuerteufel geht auf der Insel um! Und dein Haus könnte das Nächste sein!“
Die Kollegen auf der Arbeit erzählen einem von abgebrannten Hütten und man denkt sich nichts weiter. Immer wieder kommt es vor, das ein Blitz in ein Reetdach einschlägt. Doch als gegenüber der Arbeit das Hotel Windrose in Flammen stand, und ein Kinderheim, und ein Altersheim, und ein paar kleinere Hütten, dann rückt einem das Geschehen auf den Hals und versetzt einen in ein mulmiges Gefühl. (Siehe auch: Tag 48)
Spätestens wenn man die Bilder in den Nachrichten sieht, will man sich nicht vorstellen wie es wäre, wenn das eigene Haus, oder die Arbeit, brennen würde.
Obwohl einem alles recht nahe auf den Pelz gerückt ist, kann man noch locker Mutmaßungen anstellen, warum jemand soetwas machen könnte. Schon jetzt vermutet die Polizei es könnte sich um einen Brandstifter handeln. Doch die Motive bleiben im Dunkeln.
Allerdings gibt es einen Ansatz, den ich für recht interessant halte, zumal er zum einen nicht in den Medien diskutiert wurde, und zum anderen viel zu intelligent ist für den Brandstifter, wie sich später herausstellt.
Auf der Insel gibt es die Situation, dass die Stadt ein Grundstück kaufen musste, das ehemals von der Bundeswehr verwendet worden war. Auf ihm steht ein Flugzeughangar, der jetzt als Katastrophenhalle benutzt wird. Das bedeutet in ihr werden Materialien gelagert, die man im Katastrophenfall benötigt. Decken, Sandsäcke und Dinge, von denen ich keine Ahnung habe, die man aber braucht. Außerdem kann die Halle zu einem Bettenlager umfunktioniert werden. Laut Vertrag mit dem Bund müsste diese Halle abgerissen werden (Alle Gebäude auf dem ehemaligen Grundstück der Bundeswehr müssen abgerissen werden). Die Stadt müsste dann eine neue Halle bauen, was natürlich Quatsch ist, da die jetzige ihren Zweck erfüllt. Das würde wesentlich mehr kosten, wie die alte Halle zu behalten, was bdeuten würde, das man dem Bund dafür was hinlegen müsste. Dennoch ist es strittig in der Gemeinde.
Soweit zur komunalpolitischen Situation. Ein eventueller Brandstifter könnte also mit dem Brand von Altersheimen und Kinderheimen zeigen, das diese Halle ihren Zweck erfüllt. Und in der Tat: Über 300 Menschen mussten evakuiert werden und fanden im schnell hergerichteten Bettenlager für eine Nacht eine Schlafstätte. Aber wie sich später herausstellen soll, führten diese Überlegungen schon zu weit.
Richtig brenzlig im wahrsten Sinne des Wortes wurde es in einer Nacht. (Siehe: Tag 53) Durch auffällig viel Sirene wach geworden und ans Fenster gegangen. Da steht die Feuerwehr.
Ich mache also das Fenster auf nund mich überkommt ein beklemmendes Gefühl:
„Lautes Knistern irgendwo. Wenn ich es hören kann ist es nicht gut! Hose an, ich mach einen Check!“
Unter dem Dach zu wohnen habe ich selten so bereut wie in diesem Moment. Ich steige also die Treppen herab, und die Haustür steht schon offen. Die Mitbewohner stehen im Hof und rauchen! Und vor mir das Feuer.
Ich gebe zu, sehr groß war es nicht, aber verdammt nah. Und laut! Von links kommt plötzlich ein Feuerwehrwagen heran, kann aber nicht näher ran, da parkende Autos ihn behindern. Es werden also Schläuche ausgerollt und Motoren laufen an. Wirklich hektisch ist es allerdings nicht. Was getan werden kann wird zügig aber konzentriert gemacht. Zwei Feuerwehrmänner kommen zu uns auf den Hof und schauen sich um, einer geht auf das Feuer zu, ein anderer gibt uns Anweisungen:
„Bitte gehen sie zurück in das Gebäude!“
Natürlich macht das keiner, wir ziehen und nur ein wenig zurück. Dann Rufe:
„Wasser läuft!“
Alles ist in 3 Minuten vorbei. Das Feuer ist gelöscht.
Wir stehen da und sind still, was an der beeindruckenden Präsenz des Feuers liegt. Es mag klein gewesen sein, aber was in diesem Moment in unseren Köpfen vorging war laut genug. Jemand versucht einen Witz zu machen, aber die Kollegen lachen nur aus Höflichkeit. In Wahrheit ist uns ganz schön die Muffe saußen gegangen.
Am nächsten Tag auf der Arbeit ist das natürlich Gesprächsthema Nummer eins. Aufgrund meiner geistigen Gegewärtigkeit hatte ich mein HTC Hero mitgenommen und ein paar Bilder gemacht, die ich stolz umher zeigen konnte.
Ein paar kleinere Brandfälle gibt es noch. Doch in einer Nacht kommt es zu einer Aktion, die von den Medien dann aufgebauscht wird. Ein 13-jähriger war in der lage schnell genug die Behörden zu informieren, die dann de Täter fassen konnten. (Spiegel.de: Mutmaßlicher Feuerteufel gefasst, Sylt feiert 13-Jährigen)
Für uns war dann Entspannung angesagt, und später dann auch lachen:
Verdächtiger setzt eigene Zelle in Brand
Allerdings ist das natürlich kein Spass. Der Schaden der entstanden ist und die vielen Menschen, die in lebensbedrohliche Situationen gebracht wurden. Einer alten Dame hat der Brandstifter im Schlaf die Bettdecke angezündet! Sie konnte gerettet werden. Doch die Frage bleibt natürlich: Warum tut jemand so etwas? Ich bin mir sicher: Psychologen werden sich darum kümmern und eine Erklärung finden.