The Ship und das Ende zweier Startup-Häuser – Update zur Kölner Coworking-Szene

Diesen Herbst schließt der Solution Space und wie es aussieht auch das Clusterhaus. Doch die Kölner Coworking-Szene ist so lebendig wie eh und je. Das „Forum Food & Nachhaltigkeit“ ist neu dazugekommen, das Colabor ist umgezogen und Ende 2019 soll „The Ship“ eröffnen, ein Meilenstein für Köln. Ich bringe euch auf den aktuellen Stand.

The Ship – der Grundstein ist gelegt

Es soll Deutschlands modernstes Bürogebäude sein, wenn Ende 2019 der Bau vollendet ist. Mit „The Ship“ möchte das Gründertrio der Fond of GmbH, die mit der Schulranzen-Marke ergobag erfolgreich geworden ist, der Startup-Szene in NRW etwas zurückgeben. Und das mit hohen Ansprüchen. „Unser Anspruch an den Neubau: Nachhaltigkeit, Funktionalität, Design und Qualität“, sagt Oliver Steinki, Bauherr des Neubauprojekts.

Für Köln ist die Größe des Projekts, das sich ganz der „New Work“-Philosophie verschrieben hat, einzigartig. Lediglich der Factory Campus in Düsseldorf (29.000 qm Nettonutzfläche) kann mit ähnlichen Dimensionen in NRW aufwarten. Auf 13.000 qm Bruttogeschossfläche sollen in Köln bis zu 500 Arbeitsplätze entstehen. The Ship soll neues Hauptquartier von Fond of werden, Büroflächen für große und kleine Unternehmen bieten und über ein Fitness-Studio, ein Bistro und eine Coworking-Fläche verfügen. Das alles auf dem aktuellen Stand der Technik: Gebäudezutrittskontrolle per App, Intelligente Gebäudenavigation und Parkhaussteuerung, Ladesäulen für elektrische Fahrzeuge, Desk-Sharing und Raumbuchungen per App, sind nur einige der Features. Was davon letztlich wann im neuen Startup-Schiff in Bickendorf verfügbar sein wird, bleibt abzuwarten.

Die Stadt zeigt Präsenz

Am 24. Mai fand unter Beteiligung der Kölner Oberbürgermeisterin die Grundsteinlegung statt. „Eine Grundsteinlegung bedeutet Zukunft, Aktivität, Dynamik und Fortschritt für unsere Stadt“, erklärt Reker während der Veranstaltung.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Mitte) bei der Grundsteinlegung des „Ship“.

Webseite: The Ship

Forum Food & Nachhaltigkeit eröffnet

Neben den beiden kleinen Spaces Colabor und Ehrenspace, sah es für Coworker in Ehrenfeld bislang eher mau aus. Ab sofort stehen in der Oskar-Jäger-Straße 160 auf 360 Quadratmetern insgesamt 50 Arbeitsplätze zur Verfügung. Mittlerweile seien 40 Prozent der Arbeitsplätze belegt, sagt Anika Schuh, Gründerin des Spaces, für die der Space ein Sprung aus der Festanstellung in die Selbstständigkeit ist.

Möglich wurde dies auch durch entgegenkommende Vermieter, die auf dem gleichen Gelände unter anderem für die Produktion des Neo Magazin Royals verantwortlich sind. Dies sei eine bewusste Entscheidung den Kulturstandort Köln-Ehrenfeld zu stärken und gleichzeitig die unternehmerische Entwicklung junger Unternehmen in Köln-Ehrenfeld zu unterstützen, wie es auf der Webseite des Spaces heißt. Gut für Köln!

Das Forum Food & Nachhaltigkeit richtet sich, wie es der Name schon vermuten lässt, an die innovative Nachhaltigkeitsszene und befindet sich mit Preisen für ein Tagesticket für 24,90 Euro und dem Fixdesk für 299 Euro im Mittelfeld. Mit der kürzlich eingeweihten Dachterasse bietet der Space alles, was ein Coworker erwarten kann.

Bei einem Bloggerevent habe ich mir selbst ein Bild vom Space gemacht. Schick!

Webseite: Forum Food & Nachhaltigkeit

Colabor jetzt als Salon

Schon seit einer Weile suchten die Betreiber des ersten Nachhaltigkeits-Coworkingspaces in Köln eine größere Bleibe. Nicht zuletzt aufgrund der zu erwartenden Bauarbeiten ganz in der Nähe. Gefunden  haben sie allerdings erst mal einen etwas kleineren Space in der Herkulesstraße. Das Opening dazu findet am 4. Juni statt. Der Space heißt nun Colabor Salon.

Solution Space schließt – vier neue Standorte geplant

Kommen wir nun zu den schlechten Nachrichten. Der Solution Space kündigt auf seiner Webseite an, den Space am Dom zum 31. August zu schließen. Damit fallen auf einmal Teambüros, Coworkingspace und Eventfläche auf 3.500 Quadratmetern weg. Interessant ist der neue Reiter auf der Webseite, der weitere Standorte ankündigt. Bereits diesen Sommer sollen neue Solution Spaces in Düsseldorf und Leipzig aufmachen. Essen und Berlin seien „geplant“ ohne aber einen Termin zu nennen. Was davon letztendlich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.

Von einem weiteren Space in Köln steht da allerdings nichts. Damit geht dann erst einmal eine Ära zu Ende, die im Januar 2012 mit dem ersten kleinen Solution Space am Brüsseler Platz begann.

Droid Boy: Solution Space – Interview mit Stefanie Weidner

Überraschend kommt das nicht, war der Solution Space am Dom von Anfang an eine temporäre Einrichtung. Das ehemalige Hotel, das zunächst als Carlton-Haus bekannt war, wurde zum WDR-Carré und war schon nach Verlassen des WDR zum Abriss vorgesehen. Mit dem damaligen Mieter war zunächst eine Laufzeit auf Ende 2016 vorgesehen. Die Initiative dazu ging unter anderem vom damaligen Besitzer Lammerting aus. Mittlerweile ging das Grundstück sammt Gebäude durch mehrere Hände und ist nun Teil eines Projektes der Gerch Group, das mit umliegenden Grundstücken das Laurenz-Carré werden soll. Auf Nachfrage bestätigte Gerch, dass bereits einige Mieter dieser Immobilien Kündigungen erhalten haben, da ein baldiger Abriss vorgesehen sei.

Weiter Infos zu dieser nicht ganz uninteressanten Geschichte findet sich in diesen Artikeln:

Ksta.de: „Solution Space“ Gründerszene statt Leerstand am Dom
Ksta.de: Große Investition geplant Düsseldorfer Gerch-Group erwirbt ehemaliges WDR-Karree
GerchGroup: Laurenz Carré

Cluster-aus

Ebenso wenig überraschend ist die Schließung des Clusterhauses. Auch hier war von Anfang an klar, dass das Gebäude, das Teil des Gerling-Quartiers ist, nur temporär genutzt werden kann. Das Gerling-Quartier im Friesenviertel war seit 1919 Zentrale der Kölner Versicherungsgesellschaft Gerling. Diese geriet 2006 in Schieflage und wurde von Talanx geschluckt. Die Gebäude landeten schließlich in den Händen des österreichischen Immobilienkonzerns Immofinanz, die die Gebäude sanierte und Luxuswohnungen einbaute. Das Gebäude im Klapperhof 7 war ebenso für eine Sanierung vorgesehen. Das Clusterhaus wurde als ein Konzept zur Zwischennutzung bis zur Sanierung eingerichtet.

2012 eröffnete das Clusterhaus und machte mit seinen acht Etagen und tausenden Quadratmetern Fläche von sich reden. Billigster Bürospace als Brutstätte und zu Hause für Firmen, die man heute weltweit kennt. Die für ihren AdBlocker bekannte Firma Eyeo zum Beispiel konnte im Clusterhaus kräftig wachsen, auch wenn sie sich dabei nicht immer mit Ruhm bekleckerten. Die Jolly Roger UG, Gründer der Piratesummit und mittlerweile Veranstalter der kürzlichen hinzugekauften Startup Safari, und vielleicht längster Mieter des Clusterhauses, kündigte zuletzt an, das Clusterhaus nun endgültig zu verlassen und neue Räume für ihr mittlerweile über 20 Mann starkes Team zu suchen.

Wer die Webseite Clusterhaus.de aufruft bekommt heute nur noch einen grünen Copyright-Hinweis angezeigt. Die Immofinanz hat mittlerweile aufgrund einer Neuausrichtung große Teile des Gerling-Quartiers verkauft. Das Clusterhaus-Gebäude wurde dabei nie renoviert und einzeln an eine andere Gesellschaft verkauft, die nun wohl plant das Gebäude abzureisen. Meine Anfragen an Eigentümer und Verwaltungsgesellschaften (zwei innerhalb weniger Monate) blieben unbeanwortet. Der Flurfunk im Clusterhaus geht aber davon aus, recht bald eine Kündigung zu bekommen, damit Ende September das Gebäude geräumt werden kann.

Damit geht auch die Ära Clusterhaus zu Ende und Mieter aus den beiden Häusern Clusterhaus und Solution Space schwärmen auf den Immobilienmarkt. Bis zur Neueröffnung des Ships in einem Jahr, herrscht damit große Nachfrage auf dem Markt günstiger, kleiner Büroeinheiten. Aber nur, wenn man nicht in der Games-Branche unterwegs ist. Seit dem 1. April hat das Cologne Game Haus eröffenet, so eine Art Clusterhaus für die Games-Branche. Die Stadt Köln hat bereits 200.000 € Anschubfinanzierung bewilligt, die Flure füllen sich bereits und die Geschäftsführer überlegen weitere Etagen des Gebäudes der Kölnmesse hinzuzunehmen. Mehr dazu aber in einem weiteren Artikel demnächst.

Weitere Infos:

KölnerWochenspiegel: Cologne Games House als Wirtschaftsmotor Auf dem Weg zum größten Gamestandort

Alle Kölner Spaces auf einen Blick findet ihr hier:

Alle Spaces in NRW in einer Liste: Spaces – NRW (Google Tabelle)

Titelbild: Mit freundlicher Genehmigung des Spaces Forum Food & Nachhaltigkeit

2 Comments The Ship und das Ende zweier Startup-Häuser – Update zur Kölner Coworking-Szene

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